Thursday, 25th April 2024
25 April 2024

Analyse der Hessenwahl: GroKo ist unbeliebter als Dreier-Bündnisse

Warum haben die Hessen gewählt, wie sie am Sonntag gewählt haben – die Analyse. Fast jeder Zweite würde es begrüßen, wenn CDU und Grüne weiter regieren würden.

WIESBADEN – Starker Gegenwind aus Berlin hat CDU und SPD den Wahlabend verdorben. Nach einer Wahlanalyse der Forschungsgruppe Wahlen war der bundespolitische Einfluss in Hessen deutlich spürbar. 60 Prozent der Befragten meinten, die große Koalition schade in Hessen der CDU und 54 Prozent meinten, sie schade der SPD. „Speziell der Union fehlte der Merkel-Bonus, den sie hier vor fünf Jahren hatte“, schreiben die Wahlforscher. Begleitet von rückläufigem Ansehen waren nur noch 13 Prozent der Ansicht, dass die Kanzlerin für die Hessen-CDU bei der Landtagswahl hilfreich sei.

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Vor Ort konnten Union und SPD nach Einschätzung der Analysten aber ebenfalls nur bedingt mit politischen Leistungen, Spitzenpersonal oder Sachkompetenzen überzeugen. Dagegen konnten die Grünen mit „einem klar positiven Image, einem zugkräftigen Kandidaten und gut bewerteter Regierungsarbeit“ punkten. Die Partei steht für 69 Prozent der Befragten „in Hessen für eine moderne, bürgerliche Politik“. Die Grünen bekommen für ihre Arbeit in der schwarz-grünen Koalition zudem bessere Noten als die Union. Darüber hinaus stellen die einstigen Schmuddelkinder der Politik in Hessen mit dem grünen Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir den beliebtesten Spitzenpolitiker im Land. Der grüne Co-Spitzenkandidat erreicht in fast allen politischen Lagern auf der Skala plus 5 bis minus 5 Punkten einen guten Wert von 1,6 Punkten. Vor fünf Jahren waren es lediglich 0,8 Punkte.

Bei allen unter 60-Jährigen liegen die Grünen mit einer Zustimmung von 23 Prozent gleichauf mit der CDU. Unter Wählern mit formal hohem Bildungsniveau werden die Grünen klar stärkste Partei. „Überlagert von hoher Unzufriedenheit mit der großen Koalition im Bund ist die Hessen-Wahl auch ein Votum für schwarz-grüne Regierungskontinuität mit deutlich mehr grünem Anstrich.“ Fast jeder Zweite würde es begrüßen, wenn CDU und Grüne in Hessen weiter regieren würden.

Dagegen wird eine große Koalition in Hessen mittlerweile sogar stärker abgelehnt als sämtliche denkbaren Drei-Parteien-Bündnisse. Die SPD hatte Mühe, mit ihrem Programm und ihrem Spitzenkandidaten zu überzeugen. Thorsten Schäfer-Gümbel liegt bei der Frage nach dem bevorzugten Ministerpräsidenten mit 0,8 Punkten hinter Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU), der auf 1,1 Punkte kommt.

Die erstmals im Landtag gewählte rechtspopulistische AfD wird sowohl aufgrund ihrer politischen Forderungen (49 Prozent), aber von 47 Prozent gleichzeitig auch als „Denkzettel“ für die anderen Parteien gewählt. Die AfD ist einmal mehr bei den 30- bis 59-jährigen Männern besonders stark. Die FDP schnitt dagegen mit zehn Prozent bei den unter 30-jährigen Männern gut ab. Die Linke erzielte ihre besten Ergebnisse dagegen bei den unter 30-jährigen Frauen. Für CDU und SPD bleiben die älteren Wähler die zentrale Stütze. Einziger Trost: Beim für die Bürger wichtigsten Thema „Bildung und Schule“ wird CDU und SPD deutlich mehr zugetraut als den Grünen, die dafür bei der Verkehrspolitik vorne liegen. Beim Wohnungsbau setzen die Wähler auf die SPD.

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