Thursday, 28th March 2024
28 März 2024

Angehörige wittern bei U-Boot-Wrack Vertuschungsversuch

Die argentinische Regierung erklärt die Bergung der „ARA San Juan“ schnell für unmöglich – und provoziert damit neue Verschwörungstheorien.

Teile des Wracks am Meeresgrund – aufgenommen von einem Tauchroboter.

Nach der Entdeckung des vor einem Jahr verschollenen argentinischen U-Boots „ARA San Juan“ schwanken die Angehörigen der 44 Opfer zwischen Erleichterung, Trauer und Wut. „Das Einzige was zählt, ist, dass wir sie gefunden haben. Ich kann nicht aufhören zu weinen“, schrieb Luis Tagliapietra, der Vater eines der Soldaten, von Bord des Suchschiffs „Seabed Constructor“ an die Medien. US-Experten der privaten Firma Ocean Infinity hatten das U-Boot rund 500 Kilometer östlich des Golfs San Jorge vor der patagonischen Küste geortet.

Damit geht eine mehr als zwölfmonatige Suche zu Ende. Präsident Mauricio Macri ordnete eine dreitägige Staatstrauer an. „Heute ist der traurigste Tag“, sagte er. „Die Heldin und die 43 Helden werden im Leben ihrer Liebsten nicht zu ersetzen sein.“

Die Familien der Besatzung haben damit endlich – wenn auch traurige – Gewissheit über das Schicksal ihrer Angehörigen. „Das beendet eine sehr schmerzhafte Etappe“, sagte der Militärbischof Santiago Olivera. „Das Auffinden des U-Bootes bedeutet den Angehörigen sehr viel. Die Familien können ihren Frieden mit der Situation machen.“ Nun bestehe die Möglichkeit, die Wahrheit über das Unglück herauszufinden.

Auch deutsche Firmen gerieten in die Schlagzeilen

Dieser Teil seiner Prognose ist aber unwahrscheinlich. Seitdem die „ARA San Juan“ im Ozean verschwand, ranken sich wilde Gerüchte um das Wrack. Auch deutsche Firmen gerieten in die Schlagzeilen. Einige argentinische Politiker vermuteten sogar eine Schmiergeldaffäre mit deutscher Beteiligung hinter dem Untergang, ohne aber Beweise vorzulegen.

Die „ARA San Juan“ mit einer Kiellänge von 65 Metern wurde im Auftrag der argentinischen Kriegsmarine von den damals dem Thyssen-Konzern gehörenden Nordseewerken in Emden gebaut und 1985 in Dienst gestellt. Das U-Boot mit einem diesel-elektrischen Antrieb war für Tauchfahrten bis 300 Meter Tiefe ausgelegt. Auch die Marine wurde wegen des Unglücks scharf kritisiert, es soll Schlamperei bei der Wartung gegeben haben. Es gibt also auch Kreise, denen vermutlich nicht daran gelegen ist, das Unglück aufzuklären.

Ob das U-Boot geborgen werden kann, ist unklar. „Argentinien verfügt nicht über die technischen Möglichkeiten, das U-Boot zu bergen. Wahrscheinlich gibt es auf der ganzen Welt keine Technologie, um eine Masse von 2300 Tonnen Gewicht aus 900 Metern Tiefe zu heben“, sagte Verteidigungsminister Oscar Aguad im Radiosender Mitre. „Das ist keine Entscheidung der Regierung, es geht einfach nicht.“

Experten von Ocean Infinity widersprechen der Regierung

Der Kapitän des Suchschiffs „Seabed Constructor“ sagte: „Die Hülle ist noch in einem Stück, sie ist total deformiert und implodiert, aber ohne nennenswerte Risse.“ Die Experten von Ocean Infinity widersprechen der Regierung indirekt: Eine solche Bergung sei zwar sehr komplex, aber wenn dies gewünscht werde, stehe die Firma bereit. Die schnelle Weigerung der Regierung, das U-Boot bergen zu wollen, löst bei den Angehörigen Unverständnis aus. Mit einer solchen Aussage verstärkt die Regierung des konservativen Präsidenten Macri den Eindruck, dass etwas vertuscht werden soll.

Angehörige der Matrosen fordern, vollständig aufzuklären, warum die „ARA San Juan“ sank.

Die Angehörigen fordern eine umfassende Untersuchung. „Wir wollen, dass das U-Boot an die Oberfläche geholt wird. Wir wollen die Wahrheit wissen und die Justiz soll klären, wer dafür bezahlen muss“, sagte Juan Aramayo, der Vater eines Besatzungsmitglieds, argentinischen Medien. Die Hinterbliebenen wollen nun selbst von unabhängigen Experten klären lassen, ob eine Bergung aus so großer Tiefe möglich ist oder nicht. Sie trauen den Erklärungen der Regierung nicht.

Schicksal der „ARA San Juan“ hatte weltweit Entsetzen ausgelöst

Die „ARA San Juan“ war am 15. November 2017 auf der Fahrt von Ushuaia im äußersten Süden Argentiniens nach Mar del Plata verschwunden. Das Boot war gegen illegale Fischerei am Außenrand der Wirtschaftszone Argentiniens im Südatlantik im Einsatz gewesen. Die Grenze der Wirtschaftszone verläuft am Kontinentalsockel entlang, bei dem die Meerestiefe von 200 auf bis zu 3000 Meter abfällt.

An Bord hatte es offenbar technische Probleme gegeben. Außerdem wurde in der Nähe der letzten bekannten Position des U-Boots eine Explosion registriert. Das Schicksal der „ARA San Juan“ hatte weltweit für Entsetzen gesorgt.

Nachdem das U-Boot gefunden wurde, starb nun auch „Comando“: Der Hund der einzigen an Bord befindlichen Frau hatte die Argentinier wegen seiner Treue am Pier bewegt, wo das Tier vergeblich gewartet hatte. (mit dpa/KNA)

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