Friday, 29th March 2024
29 März 2024

Fernseher von havarierten Frachtschiff auf Borkum angespült

Rund 300 Container sind in stürmischer See über Bord gegangen. Drei könnten Gefahrgut enthalten. Das Treibgut landet nun auch an deutschen Stränden.

Freiwillige sammeln auf der niederländischen Insel Terschelling angespülte Waren vom Bord der „MSC Zoe“ ein.

Nach der Havarie des Riesen-Frachters „MSC Zoe“ in der Nordsee ist nun auch in Deutschland Treibgut gelandet. Betroffen ist der Strand von Borkum. „Heute wurden hier die ersten Fernseher angespült“, sagte die auf der Insel lebende Grünen-Politikerin Meta Janssen-Kucz, Sprecherin ihrer Partei im niedersächsischen Landtag für Häfen und Schifffahrt. „Unsere größte Sorge gilt aber dem Gefahrgut, den Peroxiden. Wir hoffen, dass die Rettungskette von Behörden und Reederei funktioniert.“

Strandläufer der Kurverwaltung hatten die Fernseher am Morgen entdeckt, wie der NDR berichtete. Es seien rund 30 Geräte und einige weitere Haushaltsgegenstände angespült worden, bestätigte die Insel-Polizei.

Die bei der Havarie des Riesen-Frachters „MSC Zoe“ in der Nordsee über Bord gegangenen Container werden die Behörden und die betroffene Reederei in Deutschland und den Niederlanden wohl noch lange beschäftigen. „Das von der Reederei beauftragte Bergungsunternehmen dürfte noch wochenlang im Einsatz sein“, sagte ein Sprecher des Havariekommandos in Cuxhaven. „Wir gehen nach Angaben der Reederei MSC derzeit von etwas über 270 Containern aus, die über Bord gegangen sind“, teilte er am Freitag mit. „Darunter soll nach aktuellen Angaben ein Container mit dem Gefahrgut Dibenzoylperoxid sein.“

Auf den niederländischen Wattenmeerinseln haben Soldaten am Freitag mit dem Aufräumen der Strände begonnen. Dort wurden bereits mehr als 20 Container angespült, rund ein Dutzend weitere wurden im Wasser treibend gesichtet. Rund 100 Soldaten kamen am frühen Morgen auf Schiermonnikoog an. In der Nacht war dort ein zweiter Sack mit Peroxid-Belastung gefunden worden. Dibenzoylperoxid dient zur Härtung von Harzen oder als Bleichmittel, es kann im Extremfall bei großer Hitze explodieren. Die Strände und Küsten der friesischen Inseln sind übersät mit Objekten und Verpackungsmüll aus den Containern.

An der ostfriesischen Küste sind die deutschen Behörden besonders wachsam, für Borkum war bereits am Mittwoch eine Warnmeldung abgesetzt worden. Keinesfalls sollten offene Container oder freigesetzte Stoffe berührt werden, warnen die Behörden.

Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies (SPD) rechnet damit, dass noch mehr anlandet. „Die Berechnungen, die gemacht worden sind, zeigen, dass Borkum, Juist und Norderney betroffen sein könnten – die anderen Inseln eher nicht“, sagte er in Hannover. Es gelte nun, neben Umweltschäden auch Gefahren für Leib und Leben der Anwohner und Urlauber zu verhindern und künftig mit angemessenen technischen Möglichkeiten solche Fälle zu verhindern. Für die Kosten habe der Verursacher – die Reederei – letztlich die Kosten zu tragen.

Container vom Bord der „MSC Zoe“ schwimmen im Meer.

Außer Lies machte sich auch die Umweltorganisation Greenpeace für die Ausrüstung von Gefahrgut-Containern mit automatischen Peilsendern stark. Diese sollen dafür sorgen, dass Container mit gefährlichen Stoffen auch unter Wasser schnell gefunden werden können.

Die „MSC Zoe“ hatte die Container in der Nacht auf Mittwoch in stürmischer See auf dem Weg vom belgischen Antwerpen nach Bremerhaven verloren. Dort wird das über 395 Meter lange Schiffsgigant entladen. Die Wasserschutzpolizei Bremerhaven werde am Montag mit dem Bundesamt für Schiffsunfalluntersuchung die Ermittlungen zur genauen Unfallursache aufnehmen, hieß es. Niederländische Staatsanwälte leiteten bereits am Freitag Ermittlungen ein. Die Aufsichtsbehörde für Umwelt und Transport sei eingeschaltet, teilte die Küstenwache. Das niederländische Ministerium für Infrastruktur und Wasser will die zuständige Reederei MSC für den Schaden haftbar machen.

In deutschen Gewässern wurden bislang zehn Container gesichtet, einer davon konnte bereits gesichert werden. „Normalerweise gehen die meisten Container nach einiger Zeit unter, weil sie mit Wasser vollaufen“, erklärte der Sprecher des Havariekommandos. Bei der Suche unter Wasser werde auch das Spezialschiff „Wega“ vom Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) mit seinem Sonargerät eingesetzt.

Vom Mehrzweckschiff „Neuwerk“ wird die Aktion vor Ort koordiniert. Auch zwei Tonnenleger waren am Freitag bei den Such- und Bergungsarbeiten im Einsatz. „Am Wochenende soll sich das Wetter verschlechtern“, sagte der Sprecher. Das könnte zwar die Bergung von Containern auf dem Meer erschweren, doch dürfte andererseits der Nordwestwind vermehrt Treibgut anspülen. (dpa)

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