Tuesday, 7th May 2024
7 Mai 2024

Tablets als digitale Schulbücher – in Mainz schon Realität

Die Einsatz digitaler Lernmedien im Englischunterricht ist fester Bestandteil der Lehrerausbildung an der Uni Mainz – das gibt es sonst nirgendwo in Deutschland

MAINZ – Sportsachen, Butterbrot und ein Tablet – so stellt sich die Digitalministerin im Kanzleramt, Dorothee Bär (CSU), den Inhalt eines Schulranzens der Zukunft vor. Ihrer Vision vom schulbuchfreien Unterricht rückte die Wirklichkeit am vergangenen Wochenende wieder ein kleines Stück näher, als 80 Lehramtsstudenten, Referendare und Lehrer aus Rheinland-Pfalz, Hessen und dem Saarland an der Mainzer Johannes Gutenberg-Universität lernten, ein digitales Schulbuch für den Englischunterricht zu erstellen. Das Department of English and Linguistics bietet die Fortbildungsveranstaltung seit drei Jahren einmal im Semester an, stets stößt sie auf reges Interesse.

„Weil die gefühlte Notwendigkeit eben so groß ist“, sagt Oliver Meyer, Professor für englische Fachdidaktik, der sich für einen verstärkten, aber überlegten Einsatz digitaler Medien im Unterricht einsetzt. „Auf dem Papier mag manche Schule als Vorreiter in Sachen Digitalisierung gelten. Hinter vorgehaltener Hand müssen viele Lehrer dann aber doch einräumen, dass sie mit den Schülern nicht viel mehr machen, als YouTube-Videos anzuschauen.“ Meyer will das ändern. Er möchte vermitteln, wie sich Tablets im Englisch-Unterricht systematisch einbinden lassen.

Einen Vorteil digitaler Lernmedien stellt Meyer besonders energisch heraus: Sie ermöglichten es, den Stoff den individuellen Fähigkeiten der Schüler besser anzupassen, etwa durch die Verknüpfung von Text mit zusätzlichen Erklärungen, Video- oder Audiodateien. Der klassische Frontalunterricht werde dadurch keineswegs überflüssig – im Gegenteil: Die Kompetenz der Lehrer sei künftig womöglich stärker gefragt als heute, in zwischenmenschlicher wie in technischer Hinsicht.

„Klassischer Unterricht nicht differenziert genug“

Die Gefahr, dass medialer Overkill die Konzentrationsfähigkeit der Schüler in Mitleidenschaft ziehen könnte, hält Meyer für „beherrschbar“. Es ärgert ihn, wenn so getan werde, als ob im klassischen, nichtdigitalen Unterricht immer alles perfekt laufe: „Ganz viele Kinder kommen nicht mit, weil mit den alten Methoden nicht differenziert genug unterrichtet werden kann.“

In der eintägigen Fortbildung bekommen die Teilnehmer das technische Knowhow vermittelt, um am Tablet selbst digitale Schulbücher zu erstellen – die dazugehörige Didaktik ist Dauerthema in den wöchentlichen Seminaren am Institut. Nirgendwo sonst in Deutschland ist der Einsatz digitaler Lernmedien im Englischunterricht so fest in die Lehramtsausbildung eingebunden wie an der Uni Mainz. Und das seit drei Jahren. Meyer rechnet: Über 500 Studenten und Lehrer haben die Fortbildung in dieser Zeit schon durchlaufen. In acht Partnerschulen in Mainz und Umgebung kommen digitale Schulbücher testweise bereits zum Einsatz. Meyer hofft, dass es bald mehr werden.

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